Ein paar Erläuterungen, um zu verstehen, wie ich Figuren aufbaue: Die Fotos auf dieser Seite gehören zu verschiedenen Projekten, die alle ein gemeinsames Thema haben: Fantasy- Motive, Figuren in der Größe von ca. 26 bis 28cm, also in etwa Barbiepuppenformat. Feen, Elfen, andere Phantasiegestalten, ein kleiner "Märchenwald" sozusagen, und von der Anzahl her gesehen meine bisher größte Serie.     

Der Aufbau dieser Figuren ist immer relativ ähnlich. Am Anfang steht die Materialauswahl, also Fimo in passenden Farben, Draht und Alufolie für das Inlet und je nach Motiv ein paar passende Dekorteile. Im Fall rechts ist das eine kleine Wunderlampe, denn das Thema war ein Flaschengeist. Nagellackentferner benutze ich zum Reinigen zwischendurch, weil das Material während der Verarbeitung klebrig ist und leicht Staub und Flusen ansammelt. Aceton hilft, allerdings muss man vorsichtig vorgehen, denn die Oberfläche wird leicht angelöst und verliert dann an Farbe.

In vier Schritten zum Kopf: Zuerst einen festen Kern aus Alufolie formen, mit Fimo umhüllen und die Augen, die meistens schon vorgeformt sind, einsetzen. Das hautfarbene Material gehört zur Sorte "Fimo Soft" und lässt sich leichter formen als "Fimo Professionel". Dadurch kann man die Gesichtszüge gut darstellen, sie verformen sich aber auch leider genauso schnell wieder. Abhilfe schafft da nur ein erster Durchgang im Backofen, dadurch ist dieses Element dann vorgehärtet und bleibt im weiteren Verlauf formstabil. Das Ergebnis sieht zwar meist etwas blass aus, kann aber mit ein bisschen Acrylfarbe leicht aufgehübscht werden. 


Kopf und Drahtgestell des Körpers werden durch Wickeldraht zusammengebunden und mit Alufolie aufgefüttert. Zu diesem Zeitpunkt sieht das Ganze noch reichlich bizarr aus. Wie eine Mischung aus Alien und Nachtgespenst. Da muss also dringend Material drauf. Je nach Körperposition (aufrecht stehend, in Bewegung, knieend oder sitzend) wird der Körper vorgeformt und schrittweise gehärtet. Erst im nächsten Schritt folgt dann die Bekleidung durch möglichst dünne Lagen von Material, ausgerollt entweder von Hand oder mit der Pastamaschine und auf den Grundkörper der Figur aufgelegt. Übergänge müssen dabei sorgfältig ausgearbeitet werden. Wer es sehr genau nimmt, kann die Oberfläche der einzelnen Teile noch mit einer entsprechenden Struktur versehen, um z. B. ein Spitzenmuster oder Strick zu imitieren.

Beispiel Tempeltänzerin: Hier lässt sich gut verfolgen, wie eine Gestalt Schritt für Schritt immer lebendiger wirkt. Erst den grob geformten Körper in die entsprechende Haltung gebracht und "angezogen", wobei die Arme bis zum Schluss noch unbedeckt bleiben, dann folgen Frisur und Kopfbedeckung. Die Buddhafigur im Vordergrund ist ein Fertigteil.


Für sitzende Gestalten ist die Vorgehensweise einfacher, ihr Schwerpunkt liegt tiefer und man braucht sich wenig bis gar keine Gedanken darüber zu machen, wie man sie während ihres Aufenthalts im Ofen in der Senkrechten hält. Während die Tempeltänzerin im Backrohr das Gleichgewicht verlor und unfreiwillig Bekanntschaft mit dem Backblech machte (glücklicherweise ohne negative Folgen für ihr hübsches Gesicht), hatte diese Schlangentänzerin hier kein Problem mit der Schwerkraft.


Auch gut zu verfolgen: Die Pose der Schlangentänzerin ist schon von Anfang an sehr definiert. Die Schlange um den fertigen Korpus zu drapieren war überhaupt keine große Aktion, das ergab sich fast wie von selbst. Und vielleicht hätte es das Reptil auch gar nicht gebraucht, um der Figur Ausdruck zu verleihen. 

Rechts nochmal eine aufrecht stehende Gestalt, diesmal aber von der Rückseite her gezeigt. Die Übergänge von Kopf und Armen zum Körper sind hier noch in Arbeit. Wenn man genau hinsieht, erkennt man an den leichten Farbunterschieden die bereits vorgehärteten Partien, die etwas dunkler sind als das nichtgebackene, noch weiche Material.

Was für eine Rolle Kleinigkeiten ausmachen können, lässt sich gut am Kopf der Schlangentänzerin erkennen. Genauer gesagt, an ihrem Schmuck. In diesem Maßstab allerdings eine knifflige Angelegenheit. So besteht das Nasenpiercing aus einem aufgebogenen Kettenglied, mit einer Pinzette eingesetzt. Der Aufwand lohnt aber, denn ohne Deko dieser Art würden meine Figuren viel zu langweilig aussehen.


Ebenso wichtig ist ein Blick in die "Schneiderei", denn: Kleider machen Leute. Je geschmeidiger das Fimo aufbereitet wurde und je dünner die Materialstärke ist, umso besser lässt es sich als Stoff "verkaufen". Um wirklich echt zu wirken, muss man Faltenwurf nachbilden, Schleifen binden und Verschnürungen darstellen können. Damit das funktioniert, ist viel Vorarbeit erforderlich. 

Dann noch ein ganz spezielles Feature für Fantasy- Figuren: Flügel. Engel müssen sich ihre erst verdienen, Elfen dagegen kommen damit schon auf die Welt. Und ihre Schwingen haben keine Federn, sondern sind ganz fein und durchsichtig. Und deshalb besonders aufwendig in der Herstellung. Dafür gibt es Fimo Liquid. Das ist zähflüssig und durchsichtig, braucht aber auch eine gewisse Stütze, damit es hält. Also am besten wieder Draht. Der wird ein bisschen vorgebogen, in Form gebracht und danach mit dem Flüssigmaterial aufgefüllt, um dann ebenfalls in den Backofen zu wandern. Dort wird das Material halbwegs fest, bleibt aber so elastisch, dass man die Flügel nach der Montage noch etwas drapieren kann. Glücklicherweise haben die meisten Elfen lange Haare. Das hilft, um die Befestigung ihrer Tragflächen zu kaschieren!

Zum guten Schluss noch ein paar Eindrücke von der Phase, in der es immer heiß her geht. Der Durchlauf durchs Backrohr wird genau dann besonders spannend, wenn das zu härtende Objekt entweder besonders groß oder nicht so ganz standfest unterwegs ist. Beispiele dafür gibt es genug: Ganz links eine Elfe im Gartenzwergformat, der ich die Flügel hinter dem Rücken zusammenfalten musste. Daneben die drei Weisen beim finalen Härten; weil die Haltedrähte schon im Sockel fixiert sind, muss dieser mit aufs Backblech und die Angelegenheit wird ganz schön eng, wie man sieht. Dann ein Experiment, das leider daneben ging: Die Bauchtänzerin steht auf nur einem Bein, trotz Stütze hat das nicht die zum Durchhärten erforderlichen dreißig Minuten bei 110 - 130 Grad durchgehalten. Das Standbein gab nach (eigentlich keine große Überraschung...) und mehrere Nacharbeiten waren erforderlich. Und rechts außen ein Beispiel für eine eher unkonventionelle Anordnung: Die Figur steckt mit dem bereits vorgehärteten Oberkörper kopfüber in einem Glas, damit die Beine frei bleiben und ohne Druckstellen aushärten. Hierbei hat denn aber alles wie geplant funktioniert....

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